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Günter Viereckt

GuentherViereckt
Günter Viereckt,

Günter war der Mitbegründer der Eurofilmer. Als begabter Autor gewann er mehrmals die SIFA- sowie Eurofilmfestivals. Seine Leidenschaft war die Arbeit mit den 16mm Apparaturen, mit welchen er immer wieder Spitzenfilme hervorzauberte. 

Als mehrjähriger Präsident der Zurzacher Filmamateure und der SIFA, sowie Vizepräsident der Eurofilmer, organisierte er während vielen Jahren, Clubabende und aufwendige Festivals. Er war auch sehr oft als Juror und Obmann bei der Bewertung von Filmen tätig. Für die unermüdliche Arbeit in unserem Verband, durften ihn Hansruedi Wiget und ich, als SIFA- Ehrenpräsident vorschlagen. Das wurde anlässlich der betreffenden Präsidentenkonferenz mit grossem Applaus angenommen. 

Für viele Autoren und mich, war es immer eine sehr grosse Freude, mit Günter über Gegebenheiten und unser einmaliges Hobby zu diskutieren. Bei unzähligen Begegnungen war auch seine liebenswürdige Frau Rosi dabei.
Ich habe die schmerzliche Pflicht Euch mitzuteilen, dass unser Freund
mitte Februar 2019 verstorben ist. Es stimmt mich sehr traurig, mich mit meinem langjährigen Freund, nicht mehr über so vieles unterhalten zu dürfen. 
In diesem Sinne grüsse ich alle recht herzlich 
Reto Stocker
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Zum Hinschied von Günter Viereckt

Ein Nachruf von Hansruedi Wiget:

Ich kann mich noch gut erinnern, in Zurzach hatten Beat Ricklin, mein Vater und ich einen Filmclub gegründet. Für Technik war ich zuständig und als Jungspund dachte ich, ich wäre für alle Fälle gewappnet. Eines Abends brachte ein Clubmitglied Günter Viereckt mit in den Filmclub. Seine Filme wurden angeschaut. Ich kann mich noch erinnern: „Die Stadt des heiligen Blasius“ (Dubrovnik) und „Halt ein“, über die Jagd mit der Kamera statt mit der Flinte. Das waren Filme, die mich sehr beeindruckten, hatten wir doch bis anhin in unserem Club mehr die Technik gepflegt.

Mir wurde sofort klar: Wer gute Filme machen wollte, musste nicht nur die Technik beherrschen, sondern auch den Zuschauer mit einer guten Geschichte fesseln. 

Es war auch die Zeit, als Röbi Lutz die SIFA gründete und der junge Zurzacher Club machte dort von Anfang an mit. Günter interessierte sich sehr für die Jurierung und in endlosen Diskussionen mit Hans Rüdisühli und mir entstand dann ein erstes SIFA-Jurysytem. Es enthielt noch Kriterien wie: „Sauberkeit des Filmes“ oder „Belichtung und Schärfe“  etc. Heute lächeln wir darüber, aber es steckte eine Philosophie dahinter. Günter wollte die Autoren am SIFA-Festival belohnen, nicht „abkanzeln“ und das waren halt Bewertungspunkte, die eigentlich jeder erfüllen konnte. So war es auch weniger geübten Autoren möglich in solchen Kriterien eine gute Bewertung zu holen. O-Ton Günter: „Wir wollen ja die Autoren dazu bewegen, dass sie für das nächste Festival wieder einen Film machen“!  Wenn wir den Autoren mitteilen, was sie sehr gut und gut gemacht haben (Kriterien, die schlecht bewertet werden mussten, nur am Rande erwähnen)  können wir  sie „kitzeln“ und haben sie  im Jahr darauf wieder mit einem Film am Wettbewerb. 

Dieser Grundidee für die Jurierung ist Günter immer treu geblieben. Darum hat sich Günter auch immer dagegen gewehrt, weniger Medaillen zu vergeben: „Wenn der Autor eine Medaille mit nach Hause nehmen kann, wird er wieder Wettbewerbsfilme machen“. Schon bald wurden in Deutschland die Eurofilmer gegründet und Günter strebte ein Zusammengehen mit der SIFA an. Zudem sah er sofort, dass er mit dem Eurofilmfestival den Schweizer SIFA-Autoren eine höhere, internationale Wettbewerbsebene bieten konnte. Diese Möglichkeit wird von den Schweizer Autoren heute noch gerne benutzt. 

Was waren das damals noch für Feste!  Die Damen kamen in langer Robe und die Herren mit Anzug und Krawatte. Das Nachtessen mit anschliessender Preisverleihung war immer der Höhepunkt und gerade Günter war ja der geborene Redner und Preisverleiher. Er machte dies so gekonnt, dass am Schluss alle zufrieden waren, auch diejenigen, die nicht mit Edelmetall ausgezeichnet wurden. 

Günter war nicht nur in der Schweiz als SIFA-Präsident tätig, sondern auch Vizepräsident der Eurofilmer und zugleich Beauftragter für das Jurywesen. Die vielen Jahre mit Ruth König als Präsidentin waren wohl die erfolgreichsten für die Eurofilmer, die SIFA und auch die Amateurfilmer in ganz Europa. Am Horizont zeichnete sich aber ab, dass grosse Umwälzungen bevorstanden, ja die Filmerei wurde technisch vollkommen umgekrempelt. Digital statt Analog war nun die Devise und diese technische Revolution brachte den Filmautoren neue Möglichkeiten: O-Ton immer dabei, lichtstärkere Aufnahmekameras, nachträgliche Beeinflussung am PC etc. Für Günter war dies immer eine Welt, in der er nie Fuss fassen konnte. Für ihn hiess filmen: Bolex und Kodachrome, saubere Vertonung und natürlich musste der Sprecher das Publikum mit dem Text fesseln. 

Schon bald wurde am langjährigen Juryblatt Kritik laut, offensichtlich überforderte auch die Rechnerei mit 20 Bewertungskriterien die Juroren. Zudem mussten die Bewertungskriterien der neuen Zeit, also der Filmherstellung mit Digitalband und Computer angepasst werden.  Zur selben Zeit ergaben sich bei der SIFA und dem Vorstand der Eurofilmer  Änderungen. Günter gab den SIFA-Präsident und auch den Vizepräsident der Eurofilmer ab. Als aber dann sein Jurysytem verändert wurde (nur noch 8 Bewertungskriterien und mit PC auswertbar) kam er nochmals so richtig hinter dem Ofen hervor. Lautstark wehrte er sich gegen die neue Art der Rechnerei und gegen die neuen Kriterien. Für mich ist es verständlich, denn bei vorherigen Versuchen, mit ihm das Jurysytem zu erneuern, merkte ich, dass er nicht nachvollziehen konnte, wie im Videozeitalter die Filme hergestellt wurden. 

Für Günter begann nun eine schwere Zeit, Kodachrome-Filme wurden nicht mehr hergestellt und seine Gesundheit machte ihm schwer zu schaffen. Mehrere Operationen hat er überstanden und wohl auch eingesehen, dass es ein Fehler war, sich der neuen Technik zu verschliessen. Sogar ein Casablanca-Schnittgerät hat er sich noch angeschafft und bis vor einem Jahr wollte er auch noch eine Videokamera kaufen. Zu spät! Das Vertonen am PC machte ihm derart Mühe, dass er drauf und dran war, das Casablanca aus dem Fenster zu werfen. Vermutlich hat er realisiert, dass er den richtigen Zeitpunkt zur Umstellung verpasst hat. 

Wenn von Günter die Rede ist, kommen mir aber immer wieder seine hervorragenden Filme in den Sinn, allen voran: „Musik, Abbild des Lebens“ und die spannungsvollen und warmherzigen Preisverleihungen. Auch die geselligen Clubabende und Ausflüge werde ich nie vergessen. Zudem hat sich sein Credo der Filmjurierung bis zum heutigen Tag erhalten: Der Autor soll am Festival belohnt und nicht abgestraft werden, nur so kann eine lebendige Amateurfilmerei mit gut besuchten Festivals erhalten werden. Danke Günter, für diese edle Einstellung, wir werden auch in Zukunft nach diesem Motto weiter jurieren.

Hansruedi Wiget